Die Angst Englisch zu sprechen

Im Englischen gibt es ein Sprichwort, das heißt: “The journey of 1,000 miles begins with a single step.”

Da steckt viel Wahres drin.

Und was auch stimmt: wenn du den ersten Schritt erst einmal gemacht hast, musst du weiter gehen.

Wenn du stetig einen Fuß vor den anderen setzt, dann kommst du voran und kannst JEDES Ziel erreichen.

Doch leider ist der Weg meist nicht eben…es geht bergauf, bergab und manchmal stehen wir an einer Kreuzung und fragen uns ob wir Links oder Rechts abbiegen sollen. 

Große Steine liegen auch oft  in der Mitte der Straße und wir müssen sie aus dem Weg räumen.

Als wir ausgewandert sind, war die Sprache einer der größten Steine, die auf meinem Weg lagen. Es war eher ein ganzer Felsen.

Trotz Abitur in Englisch hatte ich seitdem kaum Englisch gesprochen.

Mit dem, was ich noch aus der Schule wusste, bin ich ziemlich schnell an meine Grenzen gestoßen.

Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen und Monate in Florida erinnern.

Meine Arbeitserlaubnis ließ auf sich warten (ganze 3 Monate).

Die Tage vergingen nur im Zeitlupentempo. Da hat es auch nichts genutzt, dass jeden Tag die Sonne schien, es draußen 38 Grad warm war und die Meeresbrise die Palmen vor meinem Fenster romantisch im Wind gewogen hat.

Ich war isoliert weil ich auf meine Arbeitserlaubnis gewartet habe und mein Mann mit unserem einzigen Auto tagsüber mit Kunden unterwegs war.

"Du wirst hier nie richtig kommunizieren können." schwirrte mir ständig im Kopf herum.

Mein Mann, der bereits ein Jahr in den USA gearbeitet hatte, sprach fließend und akzentfrei Englisch. Ich hab mich jedoch mit meinem gebrochenen Schulenglisch verloren gefühlt.

Als meine Arbeitserlaubnis endlich ankam, startete ich als Marketing Coordinator – ein Job, der hauptsächlich auf Kommunikation basierte!

Ugh. Mein erster Arbeitstag war eine Katastrophe.

Meine Chefin saß in Arizona, ich in Florida und ich konnte mit ihr nur übers Telefon kommunizieren. Zoom war noch kein Thema in 2014…

Ich habe mich von Tag zu Tag gehangelt. “Fake it ‘till you make it” war mein Motto.

Was mich im deutschen 3 Sätze gekostet hätte, artete hier in einem mehrminütigen Erklärungsversuch aus.

Für eine Email habe ich Stunden gebraucht (dict.cc war IMMER in einem Browser Tab geöffnet).

Ans Telefon bin ich nur gegangen, wenn es nicht anders ging.

Das alles klingt so, als ob das Scheitern vorprogrammiert war.

Well, I’ve got some good news!

Heute, nach 10 Jahren, spreche ich fast akzentfrei Englisch und lebe die Sprache.

Vor 3 Jahren habe ich mich selbstständig gemacht und berate nun Entrepreneurs, Solopreneurs und kleine E-Commerce Brands im Bereich Brand Messaging und Email Marketing.

Diese Woche habe ich meinen ersten deutschen Kunden bekommen. 🥂

Also dachte ich, ich schicke meiner Freundin Nora (wer sie noch nicht kennt – wir hosten zusammen den evoyoution Podcast) mal den Entwurf für die Email Copy, weil ich mir tatsächlich unsicher war, wie verständlich mein Text ist.

Das Feedback:

Auszug aus unserem Whatsapp Chat

Ich brach in Gelächter aus. Ironie des Schicksals?

Wer hätte das gedacht. 

Nach Jahren in den USA klingt mein Deutsch jetzt wie aus dem Google Übersetzer!

Eigentlich kein Wunder nach einer 10 Jahre dauernden immersive experience. (Da haben wir’s, feinstes Denglisch :D)

[Deshalb habe ich mich auch entschlossen, meine Emails an dich auf Deutsch zu schreiben. Ich möchte nicht, dass mir meine Muttersprache verloren geht und ich kann persönliche Gefühle und Gedanken besser auf Deutsch ausdrücken. Copywriting für Kunden ist eine andere Nummer wegen Werbefloskeln und so.]

Das Learning: auch DU kannst die Sprache lernen. 

Also, was möchte ich dir mitgeben? Auch DU kannst die Sprache meistern.
Es braucht vielleicht seine Zeit, aber jeder Schritt zählt.

Denke daran, der Durchschnittsamerikaner spricht nur eine Sprache.

Du bist bereits weiter, als du denkst.

Trau dich und mache heute einen neuen Schritt. Was auch immer das für dich bedeutet – du kannst das. Ich glaube an dich.

All good things. ✨

xoxo,
Deine Jule